Klavierbau: Die Entstehung eines Klaviers


Klavier Herstellung in der Klavierwerkstatt Watzek, Neubaugasse 53, 1070 WienDie Entstehung eines Klaviers unter den Händen eines professionellen Klaviermachers ist ein Prozeß, der an die 1000 Arbeitsstunden erfordert. Die Zeiten mit eingerechnet, die für das Rasten des Rahmens, für die Trocknung der Lackierungen und für andere Prozesse der Materialentwicklung notwendig sind, ergibt sich daraus eine ungefähre Bauzeit von acht bis zwölf Monaten von der Planung bis zur Fertigstellung eines Klaviers.

Obwohl im modernen Klavierbau zahlreiche Arbeitsschritte durch eine eigene Zulieferindustrie übernommen werden, ist die Herstellung eines Klaviers ein Handwerk, das viel persönlichen Einsatz und große fachliche Kompetenz erfordert, und das dementsprechend dem Klaviermacher eine fundierte Ausbildung sowie große Liebe zum Beruf abverlangt.

Das fertige Klavier besitzt einmalige Eigenschaften, jedes Stück ist ein Unikat. Sowohl in Hinblick auf sein äßeres Erscheinungsbild, als auch in Bezug auf seine klanglichen Eigenschaften ist es unverwechselbar. Jedes Klavier besitzt eine eigene Seele und trägt ein Stück der Persönlichkeit seines Herstellers in sich, und auch der Auftraggeber hat bei der Bestellung eines Klaviers die Möglichkeit, Einfluß auf seinen späteren Charakter zu nehmen.

Der erste Schritt: Die Wahl eines Modells

Vor dem Beginn der Arbeiten an einem Klavier gilt es, das Modell zu wählen, das man herstellen möchte. Entsprechend zum gewählten Modell wird dann als erstes die Grundplatte zugeschnitten, die bei den meisten Klaviermachern aus Fichtenholz besteht. Auf der Grundplatte des Klaviers wird beim historischen Klavier die sogenannte Raste aufgesetzt, bestehend aus Stimmstock, Bodenlager und Spreize. Die Raste übernimmt beim fertigen Hammerflügel die Saitenzugkräfte, bei modernen Klavier Modellen tun dies Raste und Gußrahmen gemeinsam.

Resonanzboden und Besaitung

Parallel zum Rastenbau fertigt der Klaviermacher das akustische Herzstück des Klaviers, den Resonanzboden. Der Resonanzboden verleiht dem fertigen Klavier seine einmalige Charakteristik in Hinblick auf Tonqualität und Lautstärke, hier bringt der Klaviermacher seine eigene Persönlichkeit, seine Expertise und seine Vorstellungen mit ein. Unterschiedliche Klavierwerkstätten haben hier ganz spezielle Geheimnisse, und der Fachmann kann manchmal bereits am Klang eines Klaviers dessen Hersteller erkennen.

Nachdem der Resonanzboden in die Raste geleimt wurde, wird das Instrument besaitet. Die Saiten haben beim fertigen Klavier die Aufgabe, den Ton durch Schwingungen zu erzeugen, der dann durch den Resonanzboden verstärkt und an den Raum abgegeben wird. Beim modernen Klavier verwendet man zur Besaitung des Klaviers Stahlsaitendraht höchster Qualität, der den extremen Zugspannungen von bis zu 16 Tonnen Zugkraft bzw. ca. 75 Kilo Zugkraft pro Saite standhalten kann. Beim historischen Klavier gelangen englische Spezialsaitendrähte zum Einsatz, die von der Legierung den Gegebenheiten zur Entstehungszeit des jeweiligen Instruments entsprechen. Dies ist vor allem deshalb notwendig, weil der Klang einer Saite dann am schönsten ist, wenn sie beinahe bis zu ihrer Zerreißgrenze gespannt wird. Moderne Stahlaitendrähte hätten für einen Einsatz im historischen Klavier eine viel zu hohe Toleranz.

Der mechanische Apparat

Entsprechend zur Anordnung der Saiten im Instrument, fachsprachlich als Saitenteilung bezeichnet, kann nun die Mechanik angefertigt werden. Unter Mechanik versteht man die Gesamtheit jener Vorrichtungen, die zur Kraftübertragung von der Tastatur auf die Saiten und der anschließenden Dämpfung der Saiten dienen. Es gibt unterschiedliche Arten der Klaviermechanik, einige der bekanntesten sind die Wiener Mechanik, die Englische Mechanik sowie die für die spezielle Anordnung beim Pianino notwendige Pianinomechanik. Moderne Klaviere mit ihren großen Hammerköpfen und Saitenzugkräften benötigen für eine hohe Repetierfähigkeit die heute ausschließlich verwendete Englische Mechanik. Beim historischen Klavier mit seinen kleineren Hammerköpfen und Saitenzugkräften hingegen kommt die in der Bauart einfachere und dem authentischen Vorbild entsprechende Wiener Mechanik zum Einsatz.

Eine eigene Zulieferindustrie versorgt den Klaviermacher mit Hammerköpfen, Hammerstielen, Dämpfern, Dämpferärmeln und sonstigen Mechanikteilen - zumindest beim modernen Klavier. Beim historischen Klavier hingegen erfolgt die Herstellung aller benötigten Teile durch den Klaviermacher selbst, da die benötigten Einzelteile nicht mehr industriell gefertigt werden. Sind alle Teile versammelt, dann erfolgt ihr feinmechanischer Einbau in den Korpus des entstehenden Klaviers. Bei dieser Arbeit kommt es vor allem darauf an, daß das Spielgefühl ein einheitliches und der Ton in seiner Intonation zum zuvor gebauten Resonanzboden paßt. Der Klaviermacher testet während des Einbaus der Mechanik nach jedem Arbeitsschritt das Funktionieren und das Zusammenspiel der Einzelteile und bringt ein zweites Mal viel von seiner eigenen Persönlichkeit mit ein, denn worauf es bei einer Klaviermechanik ankommt, das ist nicht nur ihr rein mechanisches Funktionieren, das bei jeder kompetenten Klavierwerkstätte als selbstverständlich vorausgesetzt werden kann. Vielmehr kommt es darauf an, daß Klaviermacher und Auftraggeber gemeinsam über die Feinabstimmung von Regulierung und Intonation dem Klavier eine Seele verleihen.

Konkret umfaßt der Einbau der Mechanik neben der Montage der Hämmer auch den Einbau der Tastatur, der Dämpfung und der Mutationen. Die Tastatur übernimmt beim fertigen Klavier die Fingerbewegungen des Pianisten und leitet die Kraft an die Hämmer weiter, durch die die Saiten angeschlagen werden. Die Aufgabe der Dämpfung hingegen ist es, die Schwingungsdauer der Saiten je nach Wunsch des Pianisten zu beeinflussen. Unter Mutationen versteht man Vorrichtungen, die es später ermöglichen, durch die Bedienung von Pedalen zusätzliche klangliche Register und Effekte zu erzielen. Beispielsweise ist es möglich, durch die Betätigung eines Pedals die Dämpfung auszuheben, damit die Saiten länger als sonst schwingen. Beim modernen Klavier gibt es zwei oder drei Pedale, beim historischen Klavier finden sich bis zu sechs Pedale, die bei sehr frühen Instrumenten nicht mit dem Fuß, sondern als Kniehebel zu bedienen sind.

Die Vollendung: die Außenarbeiten

Ist der Einbau der Mechanik abgeschlossen, so verbleiben zum Abschluß die Außenarbeiten und die Anfertigung aller sekundären Bauteile wie der Füße, des Deckels, des Notenpults sowie je nach Klaviermodell entweder einer "Lyra" mit den bereits angesprochenen Pedalen oder der Kniehebel. In der äußeren Gestaltung des Klaviers geht der Klaviermacher so weit wie möglich auf die Wünsche des Auftraggebers ein: Es besteht eine große Auswahl an Gestaltungsmöglichkeiten durch den Einsatz verschiedener Holzarten und Edelfurniere, Lackierungen und Polituren sowie Kunstschoffbeschichtungen und dekorativer Beschläge aus Metall oder Edelmetall.

Das Klavier ist nun fertig, wird noch einige Male durch den Klaviermacher gestimmt und intoniert, und kann dann seinem neuen Besitzer übergeben werden. Unter den kundigen Händen eines talentierten Pianisten entwickelt ein neugebautes Instrument nach etwa zwei Jahren seinen endgültigen Charakter.

Klavierherstellung in der Klavierwerkstatt Watzek

Abgesehen von den auf dieser Webseite angebotenen Dienstleistungen in den Bereichen der Klavierstimmungen in Wien und der Wiener Umgebung sowie der Klavier Reparatur ist die Klavierwerkstatt Watzek auch im Bereich der Herstellung von Klavieren tätig. Insbesondere erzeugt die Klaviermacher Firma Watzek Nachbauten historischer Hammerklaviere, die sowohl zur Vermietung als auch zum Verkauf stehen. Bei Interesse an Klavieren aus der eigenen Herstellung der Klavierwerkstatt Watzek wenden Sie sich bitte telefonisch an den Klaviermacher Meister Georg Alfred Watzek unter +43 6991 733 31 32 bzw. schreiben Sie uns ein Email an .